SZ (30.01.)

Gott sei’s geklagt, die harten Hunde haben es schwer im modernen Fußball, wo längst Ballstreichler wie Messi und Schönlinge wie Cristiano Ronaldo den Ton angeben. Wie mitreißend war dagegen der gute alte Testosteron-Fußball, bei dem Männer wie „Katsche“ Schwarzenbeck oder die eisenharten Förster-Brüder den Platz beackerten und Hans-Peter Briegel, die „Walz aus der Pfalz“, alle Gegner über den Haufen rannte bei seinem Geradeaus-Sprint bis zur Eckfahne, wo ihn dann ein Helfer in die andere Richtung drehen musste. Eines Tages hat man all diese ehrlichen Kämpfer als Rumpelfüßler und Klopper denunziert, obwohl sie stets und oft vergeblich bestrebt waren, selbst ihren größten Feind, den Ball, pfleglich zu behandeln. Man muss ihnen Abbitte leisten. Sie haben unser Leben bereichert. Wir haben mitgelitten, wenn ihnen der Ball versprang, und stets gingen wir mit dem erhebenden Gefühl aus dem Stadion: Das kann ich auch.

RB Leipzig/Friseur Affäre

………………Muss man angesichts dieser Abgründe abermals erwähnen, dass früher alles besser war? Wie herzerwärmend sind doch die Erinnerungen, die der FC-Bayern-Doktor Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt soeben der Bild-Zeitung preisgab. Dabei schwärmte er von den „härtesten Hunden“, die ihm je begegnet sind, wobei er neben dem holländischen Knochenpolierer Mark van Bommel auch Jens Jeremies ins Spiel brachte, der, wie Müller-Wohlfahrt rühmend hervorhob, das WM-Finale 2002 mit aufgeschlitztem Unterschenkel bestritten hatte. Ja, der Jeremies, das war noch ein Kampfschwein erster Güte, da kommen einem Tränen vor Wehmut. Dass er als Spieler des ruhmreichen TSV 1860 den beruflichen Abstieg zum FC Bayern unternahm, sei ihm verziehen in Anbetracht der Ströme von Blut, Schweiß und Tränen, die „Jerry“ auf dem Spielfeld vergossen hat. Selbstredend hatte er in seinen besten Zeiten eine Zauselfrisur, die ihn verdächtig machte, noch nie im Leben einem Friseur begegnet zu sein. Heute würde man ihn mangels coolen Stylings aus dem Kader streichen……(SZ 31.01.)