Am Freitag ist der offizielle EM-Song veröffentlicht worden, und wer auch nur kurz hineinhört, der steht vor großen Fragen. Wie kam es zu der aufmerksamkeitsökonomisch eigenwilligen Idee, das Fabrikat ausgerechnet an jenem Wochenende auszuliefern, an dem der Eurovision Song Contest die Kapazitäten des Kontinents bindet? Was ist es genau, das „Fire“ von Meduza, One Republic und Leony auf so perfekte Weise egal klingen lässt? Und warum beginnt dieses Lied, das doch ein Lied der Freude sein will, mit einer Kernspintomografie?
„We got our secrets hidden inside our bones“, lautet die erste Zeile. Mit so einem Satz rechnet man in der Praxis von Doktor Müller-Wohlfahrt oder in der Suppenküche von Doktor Hannibal Lecter. Mit so einem Satz rechnet man aber nicht in einem EM-Song. Immerhin verabschiedet sich dieser dann schnell aus dem Knochenmark und geht textlich da hin, wo noch sämtliche Vorgänger des Genres ihr Glück gesucht haben: „We’re on fire tonight / Like a million diamonds in the sky … And we’re lost in all the lights.“ Fazit: Leony in the Sky with Diamonds. (SZ)