Gratler II

 

„Wir haben Masken gekauft für einen Einkaufspreis zwischen sechzig und siebzig Cent“, sagt er. Der Bund rechnete dagegen mit sechs Euro pro Maske. Das sei „ein gutes Zubrot“ gewesen, sagt der Apotheker. Man könnte es auch so formulieren wie der Berliner Pharmazeut Detlef Glaß: „Wir haben uns dumm und dämlich verdient“, sagt er.

Die Verteilung von Schutzmasken wird die Steuerzahler letztlich mehr als zwei Milliarden Euro kosten. Dabei hatten sich selbst die Beamten im Gesundheitsministerium frühzeitig gegen die Aktion ausgesprochen. Das geht aus internen Unterlagen hervor, ……..Sie zeigen, wie Spahn persönlich auf die teure Regelung bestand.

Acht Referate äußerten Bedenken

……Doch Spahn widersprach. Mit grünem Stift notierte er auf die Vorlage: „Nein, bitte um kurzfristige Erarbeitung eines ÄA“. Das Kürzel steht für Änderungsantrag, das Wort „kurzfristig “ unterstrich er……

Sechs Euro pro Maske, warum nur?

Auch Spahns Ministerium, das sich zuvor noch gegen die Aktion gewehrt hatte, musste nun einen Verteilmechanismus für Masken entwickeln. Hier aber rechneten die Beamten, anders als in Bremen, nun mit sechs Euro pro Maske. Wie sie auf diese Erstattungssumme kamen, geht aus den Unterlagen nicht hervor. Grundlage dafür war aber offenbar eine sogenannte „Preisstichprobenanalyse“, erstellt von den Wirtschaftsprüfern EY,

 Die Quellen: Preisvergleichsportale wie etwa Idealo oder geizhals.de sowie Presseartikel. Auf durchschnittlich 4,29 Euro kamen die Berater Anfang Oktober. Auf 1,22 Euro im Großhandel kamen sie in einer weiteren Preisermittlung vom 25. November.

Die Differenz zwischen dem erhobenen Einkaufspreis von 1,22 Euro und dem Erstattungspreis von sechs Euro kann das Ministerium auf mehrfache Nachfrage nicht erklären. Ende Februar hatte es dazu allerdings noch der FDP mitgeteilt, man habe sich auf die 4,29 Euro gestützt und dann noch die Arbeitskosten der Apotheker draufgerechnet. EY äußert sich auf Anfrage „grundsätzlich nicht zu Beratungsmandaten“.

Klar ist, dass Jens Spahn ebenfalls am 25. November an einer Videokonferenz unter anderem mit dem Apothekerverband teilnahm. Schon damals kam der Preis von sechs Euro manchen erstaunlich hoch vor. Ein Teilnehmer der Videokonferenz machte die Runde darauf aufmerksam, dass er selbst gerade fünf FFP2-Masken bei einer Drogeriemarktkette für 9,99 Euro gekauft hatte. Tatsächlich sagt auch der Chef der Drogeriekette dm, Christoph Werner, seine Filialen seien ebenfalls in der Lage gewesen, die staatlichen Masken zu verteilen, und zwar für deutlich weniger Geld. Die Einkaufsgemeinschaft Clinicpartner, die für 500 Krankenhäuser und Pflegeheime Material beschafft, gibt an, bereits im Oktober nur etwa 1,20 Euro pro FFP2-Maske bezahlt zu haben.

Doch das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hatte offenbar weder die Abgabe über den Einzelhandel noch über Sammelbestellungen erwogen. Stattdessen, heißt es aus dem Umfeld der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), hätten Spahns Beamten den Rat der Apotheker gesucht: Nach dem Beschluss Mitte November „kam das BMG auf die ABDA zu, um zu erörtern……

Man rechnete mit 27,3 Millionen Betroffenen und kam so auf Kosten von 491,4 Millionen Euro. Diese Summe überwies der Bund einfach an den Apothekerverband, der es wiederum an die Apotheken verteilte. Egal, wie viele Masken sie wirklich abgeben oder was sie dafür zahlen: Im Schnitt bekam jede allein für Dezember mehr als 25 000 Euro…..

Jugend

SZ) Aus Sicht der Älteren muss einmal gesagt werden: Die heutige Jugend wird unseren Erwartungen nicht gerecht; schlimm das alles, das haben wir damals noch ganz anders gemacht und selbstredend viel besser. Nun könnte die Jugend entgegenhalten, dass die Älteren diese Klage seit den alten, also den wirklich alten Römern immer vorgebracht haben. Dann wiederum entgegnen die heutigen Alten, dies sei zwar richtig, aber nun sei diese Klage das erste Mal berechtigt, da es um die Jugend von heute eben besonders schlimm stehe. Verlassen wir die Debatte an dieser Stelle lieber und brechen, progressiv gesinnt, wie es Art dieser Kolumne ist, mal eine Lanze für die Jugend.

Junge Menschen haben es heute nämlich auch nicht leicht. Nicht nur, dass sie von den Alten angemosert werden, das ist normal. Die Alten haben es sich überdies aber auch angewöhnt, ihre Stänkereien über Bücher, Aufsätze und Social Media zu verbreiten. Liebstes Beschäftigungsfeld vieler Autoren und Autorinnen sind dabei die eigenen Kinder, deren echtes oder vermeintliches Fehlverhalten als „Pubertier“ oder juvenile Zumutung für die elterlichen Befindlichkeitsprobleme ausgiebig in der Öffentlichkeit ausgebreitet werden. Beiträge von Fußballvätern blieben dabei bislang eine rare Ausnahme. Fußballväter sind eine besonders militante Untergruppe der männlichen Bevölkerung, die am Spielfeldrand der D-Jugend Nippes Nord die Väter der Gegenmannschaft sowie den Schiedsrichter beleidigt und bei jedem Fehlpass des eigenen Nachwuchses hyänengleich aufheult. In aller Regel machen zwar auch Fußballväter ihrer Enttäuschung über diese unbegabten Gurkenkicker von Kindern öffentlich Luft. Doch meist genügt dazu der Stammtisch in der Sportgaststätte, wo es sich unter Gleichgesinnten gut granteln lässt, wie viel härter man seinerzeit trainiert und wie viel engagierter man dem Gegenspieler damals in die Fersen getreten habe, wenn es nottat……..